Sonntag, 18. Oktober 2015

Kleinkindern Erdnüsse zu geben, kann das Allergierisiko um 81 Prozent senken

Kleinkindern Erdnüsse zu geben, kann das Allergierisiko um 81 Prozent senken

PF Louis

Jahrelang hieß es, wer an Allergien gegen Erdnüsse leide, müsse strikt auf Erdnüsse, Erdnussbutter und Erdnuss-Süßigkeiten verzichten. Eine Allergie gegen Erdnüsse geht oft mit Allergien gegen Baumnüsse wie Walnüsse, Cashewnüsse und Paranüsse einher.

Die allergischen Reaktionen können unterschiedlich schwer ausfallen: von leicht bis tödlich. Von leichten Hautirritationen oder Heuschnupfen-ähnlichen Reaktionen über Ausschlag und Juckreiz, Nesselsucht mit Quaddeln und Gesichtsschwellung, Atemproblemen und Angst, bis hin zur Anaphylaxie, einer schweren Überreaktion des Immunsystems, die tödlich verlaufen kann, weil dieAtemwege eingeschnürt werden.

Solch eine tödliche anaphylaktische Reaktion trat bei einer 13-Jährigen in einem Sommerferienlager in Sacramento, Kalifornien, auf. Natalie Giorgi mied sorgsam alles, was Erdnüsse enthielt. Man bot ihr einen Rice-Krispies-Riegel an, der mit Schokolade und Erdnussbutter umhüllt war. Als sie die Erdnussbutter schmeckte, spuckte sie den Riegel sofort aus. Trotzdem trat eine allergische Reaktion auf.

Zuerst gab ihr ihre Mutter Benadryl, das auch zu wirken schien. Doch 20 Minuten später fiel dem Mädchen das Atmen schwer. Ihr Vater, selbst Arzt, gab ihr mit einem EpiPin drei Injektionen Epinephrin, dennoch kam es zum Atemstillstand.

Auch andere Nahrungsmittelallergien können eine Anaphylaxie auslösen: Eier, Milch – obwohl Rohmilch oft weniger Probleme verursacht als konventionelle Milch –, Nüsse, Bienenprodukte, Schalentiere, Soja und Weizen. Statistisch treten Ei-Allergien am häufigsten auf, gefolgt von Erdnuss-Allergien.

Vorschlag für die Prävention von Lebensmittelallergien

In den letzten Jahrzehnten haben Lebensmittelallergien bei Kindern sprunghaft zugenommen. Besonders Allergien gegen Erdnüsse und Baumnüsse sind in den USA in den letzten 13 Jahren um das Vierfache gestiegen, wie die Zeitschrift The New England Journal of Medicine berichtet. Das häufigste und gefährlichste Allergen sind Erdnüsse.

Bis vor Kurzem bestand die Behandlung von Lebensmittelallergien bei Kindern in völligem Verzicht. 2000 empfahl die American Academy of Pediatrics (AAP, Akademie der Kinderheilkunde), Kindernunter drei Jahren keines der häufigen Allergen-Lebensmittel zu essen zu geben.

Man hoffte, das Immunsystem der Kinder werde sich gut genug entwickeln, um diese Nahrungsmittel zu verkraften. Die Empfehlung wurde 2008 zurückgezogen, weil Erdnussallergien trotzdem weiter zunahmen.

Scott Sicherer, Kinderarzt und Wissenschaftler am Mount Sinai’s Jaffe Food Allergy Institute, erklärte: »Wir haben den Anstieg möglicherweise verursacht, indem wir den Menschen rieten, diese Dinge nicht zu essen.« Die Wissenschaftler waren aufmerksam geworden, als sie beobachteten, dass jüdische Kinder in London, die dem offiziellen Rat folgten, auf Erdnüsse zu verzichten, zehnmal häufiger allergisch waren als israelische Kinder, die bereits im ersten Lebensjahr an Erdnüsse gewöhnt wurden.

Eine Studie Früh über die Erdnussallergie lernen, die im Februar 2015 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, war eine randomisierte Prospektivstudie an 500 Kleinkindern, die in zwei Gruppen unterteilt wurden; die eine erhielt zunächst keine Erdnüsse, der anderen wurdenschon früh Erdnüsse zu essen gegeben.

Die potenzielle Reaktion der Kinder wurde durch Haut-Stichtests überprüft. Ergab der Hauttest eine zu starke Reaktion, wurden die Kinder von der Studie ausgeschlossen. Kinder, die beim Hauttest nicht oder nur leicht reagierten, wurden in die Studie aufgenommen. Mit fünf Jahren wurden alle der »Erdnuss-Herausforderung« unterzogen.

Die Forscher empfahlen Kinderärzten, ebenfalls durch Hauttests zu ermitteln, ob Erdnussprodukte problemlos konsumiert werden können, die im späteren Leben immunisierend wirken können.

Bei mehreren Studien wurde beobachtet, dass zu viel Hygiene und mangelnder Kontakt mit Mikroorganismen zu verminderter Immunität führen kann.

Kinder, die in der Stadt in einer keimfreien Umgebung leben, nie im Dreck spielen und ohne Haustiere aufwachsen, sind häufiger krank als Kinder, die in ländlichen Regionen oder auf dem Bauernhof leben und dort vielen Mikroben in geringer Konzentration ausgesetzt sind.


Quellen:






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