Sonntag, 27. September 2015

Verarbeitetes Getreide, Weißbrot und Nudeln verursachen Blutzuckerspitzen, die mit Depression in Verbindung gebracht werden

Verarbeitetes Getreide, Weißbrot und Nudeln verursachen Blutzuckerspitzen, die mit Depression in Verbindung gebracht werden

David Gutierrez

Eine Ernährung mit viel verarbeitetem Getreide – beispielsweise Weißbrot, weißes Mehl und Zucker – kann möglicherweise bei älteren Frauen das Risiko einer Depression erhöhen. Das ergab eine Studie von Forschern der Columbia University, die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde. Eine Kost mit der Betonung auf Vollkornprodukte und Gemüse senkt dagegen das Risiko.

Rund drei Prozent der Menschen in Großbritannien leiden an einer Depression. In den Vereinigten Staaten liegt der Anteil bei Jugendlichen bei über zwölf und bei Erwachsenen bei acht Prozent.

Das amerikanische National Institute of Mental Health nennt als Hauptsymptome einer Depression das dauerhafte Gefühl von Angst, Leere, Schuld, Hilflosigkeit, Traurigkeit, Wertlosigkeit, Reizbarkeit, Müdigkeit oder Unruhe sowie Konzentrationsschwierigkeiten, Veränderungen des Schlafmusters und Selbstmordgedanken.

Ernährung kann eine Depression verhindern und womöglich sogar heilen

Bei der Herstellung von raffinierten Kohlenhydraten wie weißem Mehl und weißem Reis wird der Ballaststoffteil des Korns entfernt. Entsprechend haben diese »weißen Kohlenhydrate« einen wesentlich höheren Gehalt an einfachen Zuckern, gleichzeitig aber deutlich weniger sonstige Nährstoffe.

Solche Nahrungsmittel stehen ganz oben auf der Skala des glykämischen Indexes (GI). Der glykämische Index gibt an, wie viel Zucker sich nach dem Verzehr eines bestimmten Nahrungsmittels im Blut findet.

Um einzuschätzen, wie sich verschiedene Arten von Nahrungsmitteln auf eine Depression auswirken, sammelten die Forscher Daten von über 70 000 älteren Frauen, die zwischen 1994 und 1998 an der Studie Women’s Health Initiative teilgenommen hatten. Sie untersuchten, welche Kohlenhydrate sie verzehrten, und verglichen anschließend die glykämische Last und die Häufigkeit vonDepressionen.

Es zeigte sich eine Verbindung zwischen höherem Konsum von Zucker und raffiniertem Getreide und einem höheren GI-Wert; beide wurden mit einem erhöhten Risiko einer neu einsetzenden Depression in Verbindung gebracht. Hingegen war das Risiko bei Frauen, die mehr Ballaststoffe, Vollkornprodukte, Gemüse und Obst (ausgenommen Fruchtsaft) zu sich nahmen, niedriger.

»Das lässt darauf schließen, dass eine Ernährungsumstellung bei einer Depression hilfreich sein oder diese verhindern kann«, erklärte der Wissenschaftler James Gangwisch.

Ursache und Wirkung?

Als eine mögliche Erklärung für die Verbindung führten die Forscher an, der Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem glykämischen Index führe zu Blutzuckerspitzen, die dann höhere Insulinwerte nach sich ziehen. Es ist bekannt, dass ein hoher Insulinspiegel die Symptome einerDepression wie Stimmungsschwankungen und Müdigkeit verstärkt.

Außerdem beobachteten die Forscher, dass eine Ernährung mit viel raffinierten Zuckern und Getreide mit einem höheren Risiko für Entzündung und Herz-Kreislauf-Erkrankung in Verbindung steht; beide gelten als Risikofaktoren einer Depression.

Andere Wissenschaftler waren eher skeptisch und verwiesen darauf, die Studie sei nicht darauf angelegt, zu beweisen, dass eine Kost mit hohem GI die höhere Depressionsrate verursache. »Wer Körper und Geist gesund, vollwertig und nährstoffreich ernährt, fühlt sich besser«, sagte die Ernährungswissenschaftlerin Lona Sandon von der University of Texas. »Vielleicht fühlt man sich besser und ist besserer Stimmung, weil man weiß, dass man seinem Körper etwas Gutes tut.«

»Zudem geht aus dem Bericht nicht hervor, was eher kam, die Depression oder der Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten«, sagte Sandon. »Viele Menschen ernähren sich schlecht, wenn sie deprimiert oder gestresst sind, und greifen vielleicht eher zu raffinierten Kohlenhydraten – wiebeispielsweise Schokolade –, um sich in bessere Stimmung zu versetzen.«

Die Ernährungswissenschaftlerin Penny Kris-Etherton von der Penn State Universityreagierte positiver, sie bezeichnete die Studie als »wichtigen Beitrag einer neuen wissenschaftlichen Literatur«.

»Viele entdecken erst jetzt die Verbindung zwischen Ernährung und geistiger Gesundheit«, sagte Kris-Etherton. »Ich glaube, es verleiht einem faszinierenden und lohnenden Forschungsbereich neuen Schub.« Den Forschern selbst sind die Grenzen ihrer Studie bewusst, sie fordern deshalb weitere wissenschaftliche Untersuchungen, um die Ergebnisse bei Männern und jüngeren Frauen zu bestätigen.


Quellen für diesen Beitrag waren u.a.:






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